Eigentlich ging es uns allen besser. Ich fing an, die abgesagten Termine neu zu organisieren und mich darauf zu freuen. Aber, die Freude war Mal wieder von sehr kurzer Dauer. Ich bekam Halsschmerzen. Trotzdem ging es zusammen mit Kerlchen zum Kinderarzt zur U3. Und ich muss sagen, dass er den Kinder-TÜV richtig gut mitgemacht hat. Nur das Schallen der Hüfte fand er gar nicht lustig. Allgemein war die Ärztin rundum zufrieden mit unserem gesunden Kind. Was für ein großer Segen. Dafür sind wir richtig dankbar.
Und da wir nunmal beim Arzt waren, fragte ich, ob sie auch in meinen Hals gucken würde. Sie befürchtete Streptokokken. Hätte auch gut in unsere Familie zur Zeit gepasst. Der daraufhin gefundene Hausarzt (wohnen jetzt schon 4,5 Jahre hier und ich war noch nie beim Allgemeinmediziner) sagte aber, dass es nichts bakterielles sei und ich abwarten und Tee trinken solle. Beim Tee muss man halt drauf achten, dass der nicht gerade milchhemmend ist, aber gurgeln mit Salbei geht. Die Schmerzen blieben und Kerlchen war sehr anhänglich. Ein auf und ab. Immer wieder Hoffnungsschimmer und dann doch ein Rückschlag. Gestern kam es dicke. Kerlchen brauchte zwei Stunden auf dem Arm, um einzuschlafen und ich litt. Und so leidend kenne ich mich nicht. Aber wer weiß schon, was die Hormone gerade mit mir machen. Der Schmerz wurde doller und ich hab viel geweint. Vor Schmerz und weil ich so unglücklich war, dass ich nicht richtig Mama sein konnte. Die zwei Großen mussten viel zurückstecken. Hörten dennoch eher mäßig und ich hatte nicht genug Stimme, um einzugreifen. Kerlchen saugte gefühlt auch noch die letzte Energie aus mir heraus und ich habe versucht mich wenigstens zu kleinen Mahlzeiten zu zwingen, damit er überhaupt weiter Stillen kann. Also, nochmal zu einem anderen Arzt und der wusste nicht so ganz, was er diagnostizieren sollte, aber das sagte er ehrlich. Und irgendwie schickte mich meine Intuition noch ins Krankenhaus der nächsten Stadt, mit HNO -Abteilung. Ein dicker Abszess. Ich verzichte auf Details. Ich sage nur, die Behandlung ist schmerzhaft und nicht schön. Aber ich hatte eine Diagnose und auch wenn es noch ein paar Mal schmerzhaft wird, habe ich wieder Hoffnung. Aber auf einmal soll ich stationär aufgenommen werden. Darauf war ich nicht vorbereitet. Immerhin darf Kerlchen bei mir bleiben. Mein Lichtblick. Mein Halt. Er zeigt mir, dass es sich lohnt durchzuhalten, weil ich nach den Behandlungen kuscheln darf. Irgendwann wird es andersherum sein. Dann werde ich seine Hand halten und ihn trösten. Wir haben auf jeden Fall gemerkt, dass es ganz schön kompliziert ist, auf die Schnelle eine Großfamilie (die wir jetzt ja sind) umzuplanen. Wer kümmert sich um welches Kind? Wie können sie sich fortbewegen? Besonders, da das Auto bei mir im Krankenhaus ist. Wer kann Kerlchen und mir was bringen? Wie gut, dass ich schon einige Windeln eingepackt habe und dass die Milch direkt bei mir ist. Und trotzdem ist so vieles unwichtig, da es jetzt erstmal darum geht, dass ich wieder fit werde. Aber nächste Woche dann ein Post von einer gesunden Familie. Das ist mein Ziel.
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Kerlchens Start ins Leben war so perfekt und er macht alles super, aber die Umstände für uns als Familie könnten durchaus noch etwas optimiert werden.
Desillusioniert. Das trifft es ziemlich gut, denn so fühle mich in den letzten Tagen und Wochen öfters. Ich habe von meinen Plänen, Wünschen und Träumen erzählt und nun ist es an mir, das Leben so anzunehmen, wie es sich mir gerade präsentiert. Vielleicht sollte ich mich etwas in der Rosinenpickerei probieren und versuchen so viel Positives wie möglich zu sehen. Aber ich möchte hier auch ein realistisches Bild von unserem Familienbild zeichnen und dabei gibt es durchaus Tage, an denen einen alles negativ erscheint. Es fing schon an, als ich ganz frisch aus dem Krankenhaus kam und Knopf fragte, ob da noch ein Baby in meinem Bauch sei. Ich verneinte und er quittierte mit: „Dann ist da nur Essen drin“. Klar weiß ich, dass mein Körper gerade erst ein Kind geboren hat und trotzdem ist die Realität etwas schmerzhaft. Die alten Hosen passen auch nach drei Wochen noch nicht wieder und ich lauf in Umstandshosen rum. Die Rückbildung ging doch bei den anderen schneller. Werde ich wieder in Form kommen und wann darf ich mich wieder richtig wohl im eigenen Körper fühlen? Immerhin 10 Kilo waren beim letzten Gang auf die Waage schon runter. Ein Teilerfolg. Eine Rosine. Unser Kerlchen wollte mich auch desillusionieren, in dem er viele Stunden in der Nacht durchwacht. Er wühlt und trinkt, trinkt und wühlt. Und es zerrt an meinen Nerven. Alles über eine Stunde am Stück in der Nacht finde ich durchaus ziemlich hart. Und dann schaut er mich mit seinen großen Augen an und mein Herz fließt über von Liebe und ich stille erneut und verteile Küsschen. Ärgere mich dennoch auch ein wenig, dass alle drei anderen Männer im Haus selig ruhen. Dann kommt der Morgen und spätestens beim Blick in den Spiegel werde ich an die durchwachte Nacht erinnert. Die Augenringe sprechen für sich und sind definitiv nicht wegdiskutierbar. Ich wusste wohl, was vermutlich auf mich zukommt mit einem weiteren Kind und dennoch ist es hart, es am eigenen Leib zu spüren. Aber noch sind es einzelne Nächte und nicht der Dauerzustand, wie bei den großen Brüdern im gleichen Alter. Vielleicht sollte ich dennoch etwas um Mitleid jammern, die grausame Nacht, mit Wachphase von 2:00 Uhr bis 5:30 Uhr, wurde jäh um 6:15 Uhr von meinem Mann beendet, da ich ihn zum Bahnhof bringen musste. Eine Fortbildung. Trotz Elternzeit. Glücklicherweise konnten meine Eltern zu Besuch kommen, um mich zu unterstützen. Und meine Rosine in diesem Thema? Dass wir noch kein Schulkind haben und daher noch etwas flexibler in der Tagesgestaltung sind. Und prompt ist erst Knopf und dann Krümel jeweils zwei Tage krank. Zwei Tage vor Krümels sechstem Geburtstag. Panisch wurden Coronatests gemacht, welche zum Glück negativ ausfielen. Nun bin ich dankbar, dass ich schon vor Wochen mit der Planung angefangen hatte. Die Familie ist wieder vereint und der Mann nun auch vom Infekt dahingerafft. Desillusioniert. Hatte es mir so schön vorgestellt, dass der Papa am Kindergeburtstag da ist. Nun hütet er das Bett und Oma und Opa springen ein. Sie übernehmen nun mehr Aufgaben, als das Kerlchen zu hüten. Wir werden das schon wuppen. Ich ignoriere Kopf- und Gliederschmerzen, das ist wohl das Los einer Mama. Einer muss funktionieren und das strahlende Gesicht des Geburtstagskindes entschädigt für einige Strapazen. Achja einen Bereich der Desillusion gibt es da noch. Die gute deutsche Bürokratie. Und jeder, der sich schonmal mit den ganzen Anträgen befasst hat, wird mich verstehen. Irgendetwas fehlt immer. Irgendein Schreiben vom Arbeitgeber kommt einfach nicht an. Aber eine eigene Steueridentifikationsnummer hat unser Kerlchen schon. Irgendwann ist alles beantragt...und jedem der es noch vor sich hat wünsche ich Durchhaltevermögen und gute Nerven. Es gibt diese Höhen und Tiefen im Leben und meistens auch schon an einzelnen Tagen. Durch die Tiefen, die wir durchleben, können wir die Höhen wieder mehr wertschätzen. Somit hoffe ich auf viele Hochs in der nächsten Woche, um wieder Glückseligkeit zu tanken und nicht nur am harten Boden der Tatsachen zu kleben. Nun haben wir unser Kerlchen schon vier Wochen bei uns. Oder erst vier Wochen? Ansichtssache. Erst vier Wochen klingt passend im Bezug auf die lange Schwangerschaft und damit verbundene Wartezeit oder weil er einfach noch so ein kleines Menschlein ist. Passen klingt es auch, wenn ich darüber nachdenke, wie wenig Menschen (Freunde und Familie) unser Kerlchen bisher kennengelernt haben. Ansonsten überwiegt das „schon“. Kerlchen war schon bei zwei Laternenumzügen anwesend, hat den Kindergeburtstag des großen Bruders erlebt, hat den ersten Infekt eingesammelt…
Schon ist die Elternzeit meines Mannes vorbei. Haben wir irgendetwas umgesetzt von den vielen Idee, die wir vorher hatten? Nein. Glich unser Haus eher einem Krankenlager? Ja. Leider. Aber zurück zum neuen Erdenbürger. Als die Brüder fragten, was der Kleine schon kann, kam als Antwort: Nichts. Die Brüder korrigierten uns, da er ja schon liegen, trinken und die Augen öffnen konnte. Aber jetzt kann er schon besser gucken, seinen Kopf halten und vor allem feste zugreifen. Die Griffkraft ist durchaus erstaunlich für so einen kleinen Menschen. Habe ich beispielsweise fertig gestillt, besteht anschließend die Kunst darin Kerlchen von meinen Kleidungsstücken zu lösen, an die er sich krallt. Passe ich nicht auf, wird auch gerne die Brust als Testgelände für die Griffkraft genutzt, was sich mitunter als recht schmerzhaft erweist. Gestern musste mein Mann meine Haare aus seinen Klauen befreien und Omas Halskette war ebenfalls bereits in fester Hand. Und zugelegt hat Kerlchen auch schon eifrig. Ich merke, wie es mich mehr Kraft kostet ihn herumzutragen. Ich hoffe auf Muskelzuwachs meinerseits in den Armen und im Rücken. Vor allem muss er auch an Körpergröße gewonnen haben. Die ersten Kleidungsstücke von ihm habe ich nun aussortiert. Etwas wehmütig. Vielleicht ein letztes Mal? Bemerkenswert, dass er der erste unserer Söhne ist, bei dem zuerst die Hosen zu klein werden und nicht die Oberteile. Strampler habe ich dieses Mal gar nicht genutzt, da Kerlchens Füße einfach zu groß sind. Vier Wochen. Erst vier Wochen und dennoch ist unser neustes Familienmitglied schon jetzt nicht mehr wegzudenken. Er gehört so sehr zu uns. Noch kennen wir seinen Charakter nicht, aber wir wissen, dass er sehr entspannt ist, bzw. sein kann. Und manche Spitznamen hat er bereits erhalten. Schildkröte, wenn er seinen Kopf so hoch streckt, dass der faltige Hals einfach einer Schildkröte ähnelt. Ab und zu auch Zicklein, da er manchmal so goldige meckernde Laute von sich gibt. Leider kann ich hier keine Tonspur einpflegen. Ob schon oder erst, Kerlchen hat noch viel vor sich. Es werden noch sehr viele erste Male kommen, wenngleich im Familientrubel vielleicht der ein oder andere Fortschritt etwas untergeht. Aber die großen Brüder freuen sich über jedes bisschen, was den kleinen Bruder mehr zum Spielgefährten macht. Und ich versuche möglichst viel aufzusaugen und abzuspeichern. Auch Kerlchen soll ein Fotoalbum bekommen und zumindest die größten Meilensteine sollen nicht unkommentiert bleiben. Ebenso die ersten Worte und Sprüche, auch wenn das noch ein Weilchen dauern wird. Und ich möchte Zeit haben für ihn und Geduld. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf die Zukunft, auf jeden meiner Söhne und deren Lebenswege und hoffe lange Teil davon sein zu können. Raus aus der Wochenbettblase und langsam hinein in den Alltag
Kerlchens zweite Woche startet. Und mit seinen sieben Tagen hat er schon so gut zugenommen, dass er über dem Geburtsgewicht liegt. Die Wangen werden fülliger und er sieht wohlig aus, wie unsere Hebamme stets sagt. Ein bisschen Neugeborenenakne ziert sein hübsches Gesicht und der gesamte Körper schält sich. Jetzt ist er angekommen in dieser Welt. Und wir? Wir ruckeln uns zurecht. Feiern das Antibiotikum, da dadurch jetzt Krümel nicht mehr ansteckend ist und der Alltag kommen kann. Am achten Tag trauen wir uns den ersten Minispaziergang zu unternehmen. Eine kurze Runde mit Pause auf dem Spielplatz. Ich merke, dass mein Körper noch Zeit zum Regenerieren braucht und die möchte ich ihm geben. Dennoch zieht der goldene Herbst uns nach draußen. In den folgenden Tagen sitze ich häufig auf einem Gartenstuhl auf der Auffahrt, während die Kinder Kreide malen, Roller fahren oder Fußball spielen. Wir genießen die Nachbarschaft und Gemeinschaft, den Smalltalk und das Wetter. Und unser Kerlchen ist ein sehr zufriedener Kinderwagenfahrer. Immer wieder stille ich, aber das geht ganz unkompliziert überall. Er stört sich auch nicht an den vielen Blicken, die auf ihn geworfen werden. Aber was sind schon Blicke im Vergleich zu den überschwänglichen Liebesbekundungen von zwei großen Brüdern. Am Wochenende dann der erste richtige Besuch. Meine Schwester kommt mit ihrer Familie auf Durchreise vorbei. Jetzt sind es schon fünf Cousins. Vier spielen ganz wild miteinander und der Kleinste lernt es kennen, mal auf einem fremden Arm zu sein. Und ich genieße es, dass der erste Besuch so spät kommt und ich schon einigermaßen erholt bin. So langsam zieht es mich von der Couch runter. Vorsichtig und bedacht, aber voller Freude starten wir unseren ersten Ausflug. Die erste knifflige Aufgabe stellt der Transport im Auto dar. Zwei Kindersitze und eine Babyschale wollen untergebracht werden. Ein kleiner Kraftakt bis alle auch angeschnallt sind und los geht die erstaunlich ruhige Fahrt. Die großen Jungs sind ganz aufgeregt und können kaum ihre Finger vom Kerlchen lassen. Ziel ist ein großer Flohmarkt. Und bei traumhaftem Wetter bietet er durchaus eine tolle Szenerie für unseren Spaziergang. Unsere Bücherregale freuen sich sicherlich über den Zuwachs ;-) Gespickt mit den kurzen Tapetenwechseln zwischendurch genießen wir diese besondere Familienzeit ohne Termine und Arbeit. Alles bzw. vieles kann aber fast nichts muss. Unser Kerlchen gibt den Takt vor, zumindest für mich. Auch wenn er viel schläft und sich auch häufig gut ablegen lässt, beansprucht er mich viel. Trinkt gerne und oft und besonders abends fordert er seine exklusive Kuschelzeit ein. Und ich liebe es, ist es vielleicht ja unser letztes Kind. Ich versuche diese Momente aufzusaugen. Den Anblick, den Geruch, die weiche Haut. Ich danke Gott von Herzen, dass er uns mit diesem kleinen Wunder beschenkt hat. Und dass er uns drei Goldstücke anvertraut hat. Daran möchte ich mich besonders erinnern, wenn mal wieder die Fetzen fliegen. Wenn ich wieder einmal unwirsch reagiere, mich unnötig aufrege oder mich über meine mangelnde Geduld ärgere. Wie oft gerate ich an meine Grenzen. Wie oft liege ich abends im Bett und denke darüber nach, was ich an diesem Tag hätte besser machen können. Wie oft stehe ich inmitten des Chaos und frage mich, ob es irgendwann besser wird. Und dann nehme ich meine Kinder in den Arm und beteuere ihnen abermals, wie doll ich sie lieb habe und was für tolle Jungs sie sind und dass Gott sie einfach einzigartig geschaffen hat. Selbst unser Kerlchen hat diese Liebesbekundungen schon oft gehört. Für mich ist es das Wichtigste, dass unsere Kinder sich jederzeit und bedingungslos geliebt fühlen. Und damit verabschiede ich mich in den Alltag. |
Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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