Nun bin ich ja zum zweiten Mal schwanger und wieder neu fasziniert, was der Körper dabei leistet. Schon krass, dass mein Körper ein Kind versorgen kann. Erst im Bauch und danach durch das Stillen. Während einer Schwangerschaft ist auch die einzige Zeit, in der ich meinen Bauch mag. Ich kann meine Finger fast nicht von ihm lassen, wenn es in ihm rumpelt. Ständig streichel ich ihn oder fühle, wie Knopf gerade liegt und schiebe eventuell störende Beulen zurück. So ist aktuell eine private Problemzone einer Komfortzone gewichen. Allgemein ärgere ich mich schon immer über mein durchaus miserables Bindegewebe und den damit verbundenen Dehnungsstreifen. Auch wenn diese kaum einer wirklich zu Gesicht bekommt. Ich bin schon etwas neidisch auf meine Freundinnen, die selbst nach der zweiten bzw. dritten Schwangerschaft makellose Bäuche vorweisen können. Aber Krümel hat mich vergangene Woche quasi zu einem Blickwechsel herausgefordert. Er entblößte erneut meinen Bauch, worauf sich nun die leichten Schwangerschaftsstreifen der ersten Schwangerschaft erneut einfärben und sagte dazu "Farbe". Aber als er dann "Baby malt" hinzufügte musste ich doch schmunzeln. Schwangerschaftsstreifen klingen so negativ, aber wenn ich meinen Bauch nun betrachte und denke, dass Knopf etwas gemalt hat, finde ich sie schon fast schön. Und wenn ein Wunder bzw. zwei in mit heranwachsen, dürfen sie auch Spuren hinterlassen, die mich daran erinnern, was ich miterleben durfte und dass es lediglich die Nebenwirkungen von etwas unfassbar Schönem sind.
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Aktuell fühle ich mich wie in einem Dokumentarfilm. Nicht dass irgendwo permanent eine Kamera laufen würde, sondern viel mehr, da Krümel alles kommentiert. Und ich meine wirklich alles. Neulich lagen mein Mann und ich noch im Bett und der kleine Mann stellt sich davor, klatscht in die Hände und ruft "Los geht's!". Und schon startet der Tag und das kleine Mundwerk steht immer seltener still. Nehme ich zum Vorlesen ein Buch aus Versehen verkehrt herum in die Hand, kommt gleich von der Seite "falsch". Beim puzzeln wird zu jedem Teil gesagt, ob es passt oder nicht, oder erst später. Und natürlich auch was darauf zu sehen ist. Beim Essen wird jede einzelne Komponente entweder benannt oder mit "das nicht" aussortiert und nicht gegessen. Krümel teilt direkt mit, dass er nicht die Gabel nutzt, sondern die Hände. Auch dass diese dadurch dreckig werden und folgerichtig nach der Mahlzeit im Bad gereinigt werden sollten. Bei ihm klingt es dann etwa so "Gabel nich - Hand- dreckich- Hand waschen". Selbstverständlich folgt noch ein "besser" oder "so besser". Damit kennt er sich bestens aus. Hat er an meinem nackten Bauch gehorcht und festgestellt, dass das Baby "stampft" und dies auch imitiert, verpackt er vorbildlich meinen Bauch mit sämtlichen Kleiderschichten und sagt "so besser". Es ist auch besser, wenn Mama auf dem Kissen schläft oder auf dem Teppich sitzt, da alles weitere zu hart wäre. Sehr fürsorglich und wohl kommentiert. Ich genieße es schon ziemlich, dass ich jetzt besser seinen Gedankengängen folgen kann und wir uns noch besser verstehen bzw verständigen können. Und es tut mir unfassbar leid, wenn er versucht sich zu erklären und ich ihn einfach nicht verstehe. Beim ins Bett bringen hatte er scheinbar einen Liedwunsch, aber ich konnte beim besten Willen nicht erraten, welches Lied er meinte. Alle Titel, die ich aufzählte, waren verkehrt. Er wiederholte treu immer wieder das eine Wort und lachte nur, wenn ich durch Nachsprechen versuchte ihn zu verstehen. Gut, dass seine Geduld manches Mal besser ist als meine. Und er in diesem Fall irgendwann auch mit einem anderen Lied zufrieden war.
Ja, Krümel ist eindeutig mein Sohn ;-) Zumindest haben wir die gleiche Puzzleleidenschaft. Angefangen hat Krümel ganz klassisch mit den Holzpuzzles, aber ganz schnell waren diese keine Herausforderung mehr. Also folgten Rahmenpuzzle, die ich schon sehr frühzeitig auf Flohmärkten erstanden hatte, da meine Schwester diese eindeutig empfohlen hatte. Ich habe die ersten Puzzle aus der Versenkung geholt und mit etwas Hilfe konnte Krümel schon viele Teile einsetzen. Jetzt wurde er immer sicherer und schneller, so dass neue Herausforderungen nötig wurden. Vorteil für mich ist definitiv, dass ich einfach auf dem Sofa sitzen und zuschauen muss. Meistens darf ich kein Puzzleteil anfassen und staune daher einfach, wir gut er das ganz alleine kann. Und besonders bewundere ich die Ausdauer, die er dabei an den Tag legt. Es werden immer nacheinander ALLE Puzzle gemacht. Um sie danach dein säuberlich auf einen Stapel zu platzieren. Sein scheinbar fotografisches Gedächtnis lässt selbst beim erstmaligen puzzeln eines neuen Motivs nur Raum zum Staunen. Ich glaube, ich sollte schonmal Memory üben. Wenn es nicht schon chancenlos ist. Puzzelt er alleine wird der Rahmen auch mal falschherum verwendet. Das passt zwar, aber die vorgezeichneten Linien stimmen dann nicht mehr mit den Teilen überein. Dieser Umstand scheint allerdings lediglich und Eltern zu verwirren. :-) Ich bin froh, dass er gerade jetzt gen Ende der Schwangerschaft seine Puzzleleidenschaft entdeckt hat und ich somit nicht den ganzen Tag Auto oder Fußball spielen soll. Ich selbst könnte auch den ganzen Tag puzzeln, aber meine eigenen Motive werden nur in Maßen geduldet. Nun bin ich gespannt, wann der kleine Mann meine eigene Puzzlesammlung in Beschlag nimmt. Aber noch sind 1000 Teile wohl doch noch etwas viel.
Aktuell plagt mich etwas meine mangelnde Motivation für verschiedene Aktivitäten. Sobald Krümel schläft und ich das Sofa auch nur berührt habe, bin ich in Motivationslosigkeit gefangen. Jegliches Aufraffen scheint plötzlich absolut unmöglich. Da vertüdel ich die Zeit, gehe dennoch viel zu spät ins Bett, um dann die To-do-Liste im Kopf zu reflektieren und weitere Punkte hinzuzufügen statt welche zu streichen. Der Abend fühlt sich so verschenkt an uns andererseits denke ich, dass das auch einfach mal sein darf. Besonders während der Schwangerschaft, wenn der Körper zwischendrin eine Pause braucht. Trotzdem sehne ich mich nach Disziplin und Motivation ohne etwas dafür tun zu müssen. :-) Das ist utopisch, aber wünschen darf man sich ja bekanntlich alles. Ich würde gerne Instrumente beherrschen ohne mühsam üben zu müssen, meine Ernährung gesünder gestalten ohne meinen Süßigkeitenkonsum zu verändern und Dinge an meinem Charakter anders haben ohne etwas dafür zu tun. Vielleicht kann ich ja von Krümel etwas Motivation abgreifen. Unfassbar, was so ein kleiner Mensch in 2 Jahren alles lernt. Wie oft er aufsteht und wieder hinfällt bis er laufen kann. Wie oft er Wörter wiederholt bis ich ihn endlich verstehe. Wie oft er das gleiche Buch anguckt und das gleiche Spiel spielt. (Nacheinander). Immer wieder ist Krümel schon jetzt meine Motivation. Zum Beispiel nochmal rauszugehen, statt auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Und immer wieder neu erinnert er mich an Prioritäten. Dann wird die Wohnung halt mal nicht gewischt, dafür habe ich aber Zeit um mit ihm zu basteln, mit Kreide zu malen, nochmals das Spiel mit dem Schloss zu spielen und vieles mehr. Und diese Zeit ist definitiv besser. Da ziehe ich Krümel definitiv dem Staubsauger vor. Klar, manches muss gemacht werden aber manches auf meinen Listen kann durchaus warten. Ich bin noch am Lernen, damit ich das eine vom anderen unterscheiden kann. Bzw. mich dann auch ganz Krümel zu widmen ohne andauernde Gedanken an To-do-Listen und Optimierungspotenzial in meinem Leben.
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Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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