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Wenn man ein neues Gewinde schneidet ist die Devise: Zwei vor und einen zurück. So fühle ich mich auch im wahren Leben manchmal. Gerade noch staune ich über Krümels neu erlernten Fähigkeiten und kurz danach ärgere ich mich, dass der neu entstandene "Alltagsrhythmus" schon wieder hin ist. Ich bin immer neu erstaunt, wie Kinder lernen. Und vor allem merke ich ganz neu, dass vieles, was für mich se!bstverständlich ist, erst mühsam erlernt werden muss. Das ein oder andere versuche ich aktiv beizubringen und freue mich riesig, wenn es klappt. Z.B. klatschen und winken. Ok, zugegeben Krümel hat eine besondere Art zu Winken, so habe ich es ihm nicht gezeigt ;-) (Meistens hält er dabei seinen Handrücken an den Mund und winkt mit den Fingern. Also quasi Winken und Indianer in einem.) Er ist ja auch eine eigene Person mit durchaus eigenem Charakter und sehr starkem Wil!en. Aber vieles lernt der kleine Mann durch zugucken und kopieren. Und das jetzt schon...Man wird ganz neu und auf besondere Art reflektiert. Auch mal ganz spannend. Ein großer Fortschritt ist auch das Laufen. An der Hand meistert er schon weite Strecken, aber wehe man möchte nicht in seine Richtung. Prompt wird kräftig gestampft und geschimpft. Ja, der starke Wille ist immer da. Unser Krümel wird groß- Mobilität ist ein riesiger Schritt und das Reduzieren der Stillmahlzeiten auch und schwupp kommt der Rückschritt. Einschlafen ist wieder so verhasst wie zu Beginn seines Lebens. So hatte ich heute Abend beim "Ins-Bett-bringen" das Gefühl, das 3Monate alte, schreiende Bündel zu wiegen. Nur dass sowohl die Lautstärke, als auch das Gewicht stark zugenommen haben. Also das Kind wieder in die Trage- Lieblingsmusik an und dann versuchen das nun schlafende Paket ins Bett zu befördern, ohne es zu wecken. Ach, was waren die letzten Wochen doch schön und wie habe ich die Abende in Ruhe genossen.
"Zwei vor und einen zurück" Also die Tendenz geht vor und nicht zurück, auch wenn Rückschläge sich immer fünfmal so doll anfühlen. "Dein Leben wird komplett auf den Kopf gestellt..." oder "Es wird sich wirklich alles ändern...". Solche Sätze bekommt man als werdende Mutter oft gesagt. Ich konnte es mir nicht vorstellen und ehe ich mich versah, hörte ich mich selbst solche Floskeln sagen. Es ist schon was dran, aber man muss es echt selbst erleben. (Früher war ich auch verständnislos, wenn mir empfohlen wurde, die Schulzeit zu genießen.) Ein Baby verändert wirklich das komplette Leben. Ok, vielleicht nicht jedes Baby, aber Krümel definitiv. Bereits in der Schwangerschaft begann es damit, dass dieses winzige Wesen immer mehr von meinem Körper für sich beanspruchte. Irgendwie war ich nie allein, und wenn meine Gedanken gerade nicht beim Bauchzwerg waren, sondern beim Kundengespräch, wurde dieses durch einen gezielten Tritt in die Blase und dem daraus resultierenden Gang zur Toilette, jäh unterbrochen. Aber dennoch war ich sehr gerne schwanger. Ich habe es als Privileg empfunden, dass ich das erleben darf, wie so etwas Perfektes in mir heranwächst. Auch außerhalb des Bauches hat Krümel schnell deutlich gemacht, dass er nun den Tag gestaltet. Ich habe schon gebraucht, um mich damit abzufinden, dass ich vorerst so gar kein eigenes Leben habe. Und auch auf das Ausmaß der Schlaflosigkeit konnte mich keiner vorbereiten. Nun sind es schon fast elf Monate und jede Nacht weckt der kleine Mann mich ca. 4-5 Mal. Faszinierend, dass der Körper das überhaupt mitmacht. Aber ich merke, dass ich eindeutig dünnhäutiger geworden bin, vielleicht auch mit einem leichten Hang zur Cholerik. Ich bin sehr froh, dass mein Mann und ich uns schon viele Jahre kennen und auch ein paar Ehejahre ohne Kind haben konnten. Besonders in durchwachten Nächten kann mein Mann nichts richtig machen. Zum einen sehne ich mich nach Liebe und Nähe, andererseits fühle ich mich so unfähig als Mutter, sehe mich als Versagerin und ertrage mich selbst nicht. Ich will doch perfekt für meinen Gatten sein. Eine gute Mutter, liebende Ehefrau und beste Freundin. In dem Moment bin ich nichts davon und würde gerne vor mir selbst weglaufen.
Ja, mit Kind ändert sich alles. Vorallem das eigene Leben. Ich bin total froh, dass wir diese Veränderung zugelassen haben und neben den anstrengenden Nächten viele positive Seiten erleben dürfen. Krümel richtet meine Augen auf ganz andere Dinge und wenn ich mit ihm an der Hand spazieren gehe, wirkt es entschleunigend auf mich. Langsam von dem schön gefärbten Herbstblatt zum Gulli, weiter an die Hecke und bis zur langsamen Schnecke. Wie schön, dass ich dafür Zeit habe und diese einfach mit meinem Sohn genießen darf. Die nächsten schlaflosen Nächte warten bestimmt schon auf uns, und ich bin dankbar für den liebenden Ehemann und den großen Gott an meiner Seite. Als ich neulich Krümel ins Bett gebracht habe und neben ihm im Bett lag, musste ich an die Zukunft denken. Was wird aus diesem kleinen Mann einmal werden? Ich schaute mir die kleinen Hände an und lauter Fragen kamen bei mir auf. Was werden diese Hände einmal alles anfassen? Welchen Beruf ausüben? Werden sie eher eine Tastatur bedienen oder viel Hornhaut haben, da sie täglich handwerklich genutzt werden? Wem werden diese Hände einmal helfen? Und wem vielleicht wehtun? Dieser letzte Gedanke schmerzt schon jetzt in meinem Mutterherz. Klar, manchmal zieht Krümel jetzt schon einem Spielkameraden die Schippe über den Kopf, oder zieht an den Haaren, aber wenn er größer ist, wird es schon anders sein. Allgemein kommen ja ganz schnell Prognosen, was einmal aus dem Kind wird. Fasst Krümel ein Kabel an - wird er ein Elektriker. Tritt er gegen einen Ball - wird er ein Fußballer. Zupft er an der Gitarre - wird er ein Musiker. Ich bin gespannt, wie Krümel das alles unter einen Hut kriegen möchte. Aber im Ernst, wie verhalte ich mich als Mama? (Zum Glück dauert das noch ein paar Jahre.) Werde ich ihn lenken und leiten? Werde ich ihn bei allem unterstützen? Was verbiete ich eventuell auch? Kann ich ihn ziehen lassen? Beruhigend, dass schon viele andere Eltern ihre Kinder großgezogen haben. Aber jedes Kind ist einzigartig, wird einen einzigartigen Lebensweg gehen und es werden noch sehr viele Entscheidungen auf Krümel (und uns Eltern) zukommen. Ich bin so froh, dass ich Gott an meiner Seite weiß und er immer auf Krümel aufpassen wird. So ist das Beste, das ich tun kann, stets für meinen kleinen Sohn zu beten. Ich bin total gespannt auf alles, was kommen mag und freue mich sehr darauf. Mein größter Wunsch für Krümel ist, dass er Gott kennenlernt, zum Glauben findet und darin immet wieder neu Trost und Halt erfahren darf.
Haben sich meine Eltern diese Gedanken damals auch über mich gemacht? Ich weiß wohl, dass sie immer für mich gebetet haben und das tun sie noch heute täglich für jedes ihrer Kinder, Schwiegerkinder und Enkelkinder. Echt großartig. |
Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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