Unser Leben mit Kleinkind fühlt sich irgendwie fremdgesteuert an. Da lernt man über Jahre hinweg immer selbstständiger zu werden und plötzlich bestimmt so ein kleines Wesen das eigene Leben. Krümel ist gerne Chef oder "Tönich" (König). Er sagt, wer wo am Tisch sitzen soll, wo man beim Fußballspiel zu Stehen hat, wo man im Kinderzimmer sitzen soll und auch welches Auto bzw. welchen Zug man lenken darf. Kommt mein Mann nach Hause sagt er "Papa Zimmer - Mama Sofa" und beim ins Bett bringen "Papa raus - Mama Bett". Ja, der eigene Wille ist schon stark ausgeprägt und immer wieder kommen die Fragen auf: Was lassen wir durchgehen? Wann greifen wir ein? Wobei ich mich wiederum öfters frage: Was bringt es mir bzw. dem Kind? Warum sage ich überhaupt nein? Wo hat Krümel Freiheiten? Es gibt ein paar feste Regeln, die unumstößlich sind und viele, bei denen ich in manchen Situationen doch weich werde. Wichtig sind Gesundheit und Sicherheit. So gibt es keinen Weg, der am Zähneputzen vorbei führt und keine Diskussionen, wenn es um das Handgeben zur Straßenüberquerung geht. Manchmal stehe ich dann mit Krümel drei Ampelphasrn, bis er mir seine Hand gibt und wir die Straßenseite wechseln können. Zum Glück habe ich häufig Zeit. Ein Elend ist momentan das Anziehen um irgendwo hinzugehen oder dort wieder wegzugehen. Da rennt man entweder hinter dem Kind her oder braucht sehr viel Zeit und Geduld. Auch das Schlafen ist nicht mehr so einfach. Plötzlich bestimmt jemand anderes auf welcher Seite ich liege und wann ich aufstehe. (Besonders in der Schwangerschaft sehr lästig) Unser Krümel ist auch sehr ausdauernd, wenn es um seinen eigenen Willen geht und scheinbar sind meine Argumente häufig nicht sehr überzeugend. So bleibe ich wohl noch etwas fremdgesteuert und lasse mir sagen, welches Lied gesungen wird und wo ich zu sitzen habe. Bald bekommt der kleine Mann Konkurrenz und dann verändert sich sicherlich einiges ganz von selbst.
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Ja, es ist soweit: Krümel wird großer Bruder. Noch ca. 2Monate liegen vor uns, bis wir Knopf (Arbeitstitel vom 2. Bauchzwerg) endlich begrüßen dürfen. So ungeduldig ich auch bin, so lange sollte er sich schon noch Zeit lassen. Aber für mich ist es schonmal an der Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Was ist anders? Was ist gleich? Wie fühlen wir uns? Welche Ängste sind weg? Welche neu dazu gekommen? Vielleicht wird es etwas konfus, aber das verwundert bei Schwangeren nicht wirklich, oder? Ebenso wie das Essverhalten und dir Vergesslichkeit.
*Gleich ist auf jeden Fall die unendliche Freude und tiefe Dankbarkeit Gott gegenüber, dass wir noch ein Wunder erwarten dürfen. Toll ist auch, dass wieder in der Gemeinde jemand mit mir schwanger ist. Bei Krümel mit 10Wochen Unterschied, dieses Mal mit dem exakt gleichen Entbindungstermin und gleicher Hebamme. *Beides Mal staunen alle über meinen "kleinen" Bauch und ich wundere mich, dass zwischen meinen Organen noch Platz für ein Baby inklusive Fruchtwasser etc. ist. Krümel war damals schon sehr aktiv, aber Knopf legt noch eine Schippe drauf. Gefühlt sortiert er mein Innenleben täglich neu und kennt jede empfindliche Stelle, die mich zum Innehalten zwingt. Wenn ich dann mitten im Supermarkt stehen bleibe, um einzelne Körperteile des Kleinen wieder zurück zu schieben, steht Krümel nur da, zeigt auf meinen Bauch und sagt "Baby". *Was mir neu ist, ist meine unglaubliche Ungeduld. Ich kann es gar nicht mehr abwarten und Krümel will mit seinem Geschwisterchen auch schnell kuscheln. Hin und wieder sagt Krümel: "Baby- raus- Arm". Wobei Arm durchaus mehrdeutig ist. Zum einen will er das Baby halten und zum anderen will er endlich wieder mehr auf meinen Arm ohne Rücksicht auf den Bauch zu nehmen. *Einerseits bin ich entspannt, da man schonmal eine Schwangerschaft und Geburt geschafft hat. Andererseits frage ich mich, wie es sich dieses Mal anfühlen wird. Wann rufen wir jemanden für Krümel und fahren ins Krankenhaus? Geht es wieder so schnell? Werde ich mich schneller erholen? Wie wird Krümel damit umgehen? Wo ist mein Mann, wenn es losgeht und kann er Arbeit und Familie dann gut vereinen? Wie wird Knopf sein? Schneller gesellschaftsfähig? *Achja, die Namensfindung ist auch eine noch schwierigere Angelegenheit. Und alle Anträge und Formalitäten ebenso lästig, vor allem, wenn man in einer neuen Stadt/neuem Bundesland lebt und alles anders ist. Ich glaube, dass das die Frage ist, welche ich mir am Tag am häufigsten stelle. Krümel macht vielerlei lustige Dinge und schon überlege ich, ob er mich oder meinen Mann kopiert oder alles tatsächlich auf seinem eigenen Mist gewachsen ist. Ich fürchte, dass er das "Hä" von mir hat. Wenn er zum Beispiel mit seinen Murmeln spielt, eine wegkullert und er sie nicht gleich findet, steht er dort suchend und ruft "Hääää". Mir war nicht bewusst, dass ich ebenso suche;-) Oftmals sehe ich aber auch das Spiegelbild meines Mannes. Erst recht, wenn sie gemeinsam am Tisch sitzen und mein Mann irgendwelchen Blödsinn macht, der dann direkt von unserem kleinen Mann kopiert wird. Und dabei lacht Krümel so doll, dass jede Erziehung vergessen ist, da man einfach mitlachen muss. Da bringe ich ihn abends ins Bett und muss ganz doll Husten, prompt hält er mir seine kleine Faust mit dem Wort "Hand" hin. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass er damit bemängeln wollte, dass ich nicht ordnungsgemäß beim Husten eine Hand vor den Mund hielt. Kurz darauf hüstelt er absolut gekünstelt in seine Faust und bricht in schallendes Gelächter aus. Werde ich etwa schon jetzt von meinem Sohn veräppelt? Vorgestern rannte er in die Küche, schmiss den (zum Glück leeren) Restmülleimer um und lachte sich kaputt. Ich glaube, so ein Quatsch überspringt eine Generation und kommt bestimmt von Opa. :-) Aber es sind auch durchaus sehr goldogr Gesten und Taten, die kopiert werden. (Außer vielleicht das ständige "gleich" , wenn man ihn wickeln will oder raus möchte) Zum Beispiel die vielen Handküsse, die er verteilt oder auch, dass er, wenn er einen weh getan hat, kommt um einen in seinen Armen zu trösten. Das gegenseitige Entschuldigen war mir immer sehr wichtig,auch wenn ich ungerecht zu ihm war oder so. Ich hab ihn immer nochmal in den Arm genommen, damit wieder Frieden ist. Umso mehr freut es mich, dass er das nun auch übernommen hat.
So werden wir uns sicherlich noch oft fragen:" Wo hat er's nur her" und nach gegenseitigem Befragen immer wieder feststellen, dass ganz viele auch "passiv" gelernt wird. Krümel beobachtet und kopiert und ich lerne dabei viel über mich selbst. |
Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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