In unserem Ortsteil gibt es aktuell drei Baustellen zu bestaunen, somit ist die Route unserer fast täglichen Spazierrunde ziemlich genau festgelegt. An manchen Tagen werden die Baustellen auch mehrfach abgeklappert um einzelne Bauschritte nicht zu verpassen. Einige Handwerker kennen uns schon und durch kurze Gespräche erfährt man auch alles, was man zur Wochenplanung in Coronazeiten braucht. Da erfährt man, wann der Bagger vom Tieflader abgeholt werden soll und wann der Kran aufgebaut wird. Und so standen wir als Familie vor dem Bauzaun und betrachteten den Aufbau des großen Kranes. Diesen kann man nun sogar durch unser Küchenfenster sehen. Und somit auch vom Esstisch und wird der Kran bewegt oder verharrt in einer neuen Position, veranlasst dies einen neuen Kontrollgang dorthin.
Spannend sind die Unterschiede des Ablaufes der Baustellen und auch das Zeitmanagement. Während das eine Haus nun quasi schon steht warten wir bei der „Kellerbaustelle“ immer noch auf die ersten Steine auf der Bodenplatte. Der Fortschritt wird ordentlich fotografisch dokumentiert und mein Mann mit Fragen gelöchert, warum dies oder jenes so oder eben anders gemacht wird. Ich habe schon vieles dazu gelernt und manch ein Spaziergang startet eher auf den Wunsch von uns Eltern. Zwischenzeitlich wurde in der Parallelstraße eine weitere Baustelle eröffnet, die allerdings mit dem Abriss eines Hauses begonnen hat. Also stand ich dort mit Knopf viele Stunden, während Krümel den Kindergarten besucht hat. Einige neue Kontakte wurden geknüpft und viele interessante Informationen über unseren Ort ausgetauscht. Wir sind schon gut angekommen in unserer Nachbarschaft und unser soziales Netzwerk wächst stetig. Nun kommt Knopf in den Kindergarten und bald stehe ich vermutlich alleine an der Baustelle um zu gucken, wie die fertigen Teile des Holzrahmenhauses angeschwebt kommen.
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Vermutlich könnte der Titel auch „Das Leben als Mama“ bedeuten, da ich selbst keinen direkten Vergleich zwischen Jungs- und Mädchenmama habe, aber der Austausch mit befreundeten Mamas bestätigt schon ein paar geschlechtsspezifische Unterschiede. Und ja, ich bezeichne unsere Kinder als Jungs und kleine Männer und bin nicht die Sorte Mensch, die alles durchgendert und neutral hält. Ich bin zwar auch nicht für dieses extreme Schubladendenken, dass Jungs nur blau und Mädels rosa haben (Krümels Lieblingsfarbe war auch lange lila), aber manche neumodischen Züge finde ich schon sehr abstrakt. Das eine frischgebackene Mama besser „gebärendes Elternteil“ genannt werden sollte, finde ich blöd. Ich bin gerne Mama und werde auch gerne so genannt. Aber zurück zu Krümel und Knopf. Ein großer Vorteil von unseren Jungs ist, dass sie beide ihre Haare gerne kurz tragen und somit eine Frisur à la Haarschneider ziemlich schnell zu Hause erledigt werden kann. Ebenso sehr praktisch finde ich das Pinkeln unterwegs. Als Junge hat man es da einfach einfacher. Aber unsere Jungs mit ihren guten zwei Jahren Altersunterschied bergen ebenso eine große Menge Konfliktpotential. Geschwisterliebe wird hier deutlich. Sie lieben sich heiß und innig, aber sie schlagen sich auch gerne die Köpfe ein. Und der Wechsel zwischen den beiden Gefühlslagen geht in Nullkommanix. Eben friedlich mit den Autos gespielt und im nächsten Augenblick krallt sich eine Hand von Knopf in Krümels Wange und wiederum ein Fuß von Krümel landet mit voller Wucht in Knopfs Bauch. Sirenenartiges Geheul folgt und wenn man nicht gerade komplett alles mitbekommen hat, ist die Schuldfrage quasi unlösbar. Einig sind sich die Jungs bei ihren Vorlieben. Duplo, Playmobil, Lego, Autos und natürlich Rollenspiele sind hoch im Kurs. Draußen wird gebuddelt und gearbeitet und die Begeisterung für Baustellen und Baufahrzeuge ist ungehalten. Viele Stunden stand ich schon vor Bauzäunen, so dass ich bald eigentlich schon meinen Abschluss als Maurergeselle haben müsste.
Und plötzlich kam sie, die Möglichkeit für Paarzeit. Welch Glück für uns, dass durch Corona die Hochzeit von Freunden um ein Jahr verschoben werden musste. Ich stille nicht mehr und wir sind irgendwie unabhängig, wenngleich sehr ungeübt in diesem Bereich. Also nahte der erste kinderlose Abend seit Krümels Geburt. Aufgeregt? Eindeutig! Etwas überfordert? Schon irgendwie. Die Vorbereitungen laufen anders. Die Schwiegereltern kommen vorbei und bespaßen die Kinder. Vollkommen aus der Übung zwängen wir uns in einen schicken Zwirn und versuchen auch den restlichen Körper vorzeigbar zu gestalten. Letzte Instruktionen und kurze Umarmungen, bei denen beinahe noch das blütenweiße Hemd als Waschlappen gedient hätte, und die Fahrt geht los. Die Autofahrt mit leerer Rückbank ist schon ein Genuss. Tagsüber waren wir auch schon alleine unterwegs, dennoch ist es wirklich etwas Besonderes, wenn die kinderfreie Zeit nur zum eigenen Vergnügen genutzt wird. Die Trauung auf der Streuobstwiese konnten wir genießen, ohne aufspringen zu müssen um einem Kind nachzujagen, und ohne zahlreicher Bestechungsversuche, um für Ruhe zu sorgen. In Zweisamkeit das Geschehen verfolgen, besonders wenn die anderen Gäste bis dato nahezu unbekannt sind. Dann durften wir ein Essen genießen, ohne weitere hungrige Mäuler zu füllen, ohne für Ordnung zu sorgen und rauszupicken, was dem Nachwuchs wohl munden würde. Mit einem Gefühl der Freiheit beobachteten wir die anderen Eltern in der Spielecke und beim abwechselnden Verschwinden um die Kinder ins Bett zu bringen. Zwischendurch doch ein nervöser Blick aufs Handy. Kann es wirklich sein, dass Zuhause noch kein Aufstand geprobt wird? Das darf ich wohl noch üben. Und dennoch genieße ich die Gespräche, lustigen Momente in der Fotobox und das Tanzen. Letzteres klappte tatsächlich noch recht gut, wenngleich die schmerzenden Füße etwas ignoriert werden mussten. (Kommt davon, wenn das Kleid zu lang und die Füße keine Highheels mehr gewöhnt sind) Tanzen ohne Babyphone oder Baby im Arm. Einfach nur mein Mann und ich. Fast wie früher nur viel Besonderer. Eine Auszeit von der wir nun etwas zehren werden und dennoch führt mein erster Gang im trautem Heim ins Kinderzimmer um kurz den schlafenden Kindern zu zu schauen.
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Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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