Jetzt ist es wirklich so weit. Kerlchen ist ein Jahr alt. Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Außer Kerlchen waren auch alle etwas aufgeregt auf den Geburtstag. Die großen Brüder waren schon sehr früh wach und stürmten unser Schlafzimmer um ihrem kleinen Bruder ein Ständchen zu singen. Dieser war vollkommen überfordert, freute sich aber über die musikalische Begrüßung am frühen Morgen. Im Vorfeld hatten wir lange überlegt, wie wir den Tag gestalten wollen. Ursprünglich wollten wir verreisen, dann planten wir diverse Ausflüge und nun war der Geburtstag da und noch kein Plan geschmiedet. Also erst einmal gemütlich frühstücken. Wie schön, dass der Geburtstag in den Herbstferien liegt und wir somit alle Zuhause sind. Dann bekam Kerlchen sein Geschenk, dass ihn (zumindest verpackt) gar nicht interessierte. Unbewusst spannte er seine Brüder extrem auf die Folter, da sie dringend den Inhalt des Paketes erfahren wollten. Es gab etwas Duplo, doch kam Kerlchen in der ersten Zeit gar nicht dazu, damit zu spielen, da die Brüder es komplett für sich beanspruchten. Kerlchen bekam auch schon ordentlich Post zu seinem Geburtstag und irgendwie ist es lustig einen Geburtstag von jemanden zu feiern, der noch gar nicht weiß, was eigentlich gerade geschieht. Aber wir nutzen jeden Grund zum feiern und besonders zu Kuchen essen.
Unser bester Plan für den Tag war ein Zoobesuch in Hamburg gewesen. Ein Riesenevent, da wir (bis auf den Papa) alle noch nicht dort waren, doch leider zeigte der Regenradar nichts Gutes und so packten wir unsere Sachen und fuhren ins Gartencenter. Pflanzen und Deko gucken für die Eltern, Kuchen essen für alle und Fische gucken und Spielen im Tobeland für die Kinder. Eine ganz runde Sache. Dem ersten Gartencenter folgte ein zweites und ein spontanes Einkehren in einem Restaurant. Ein besonderer Ferien-Geburtstags-Ausflug und ein sehr schöner Familientag. Und obwohl es erst der erste Geburtstag war, blieb eine weitere Feier nicht aus. Am Samstag kamen die Paten nachmittags zu Tee, Torte und Kuchen. Wir konnten uns nicht ganz einigen, daher gab es eine Himbeer-Baiser-Torte, einen Apfelschmandkuchen und einen Schokoladenkuchen. Kerlchen durfte auch ganz großzügig etwas Teig des Apfelkuchens kosten ;-) Es gab weitere Geschenkchen für ihn und jeweils spielte er begeistert mit der Deko auf dem Päckchen und unternahm wenige Bemühungen, den Inhalt zu Tage zu befördern. Wir genossen die gemeinsamen Stunden mit einem sehr guten Betreuungsschlüssel, so dass hier und da auch gute Gespräche möglich waren, während ein anderer mit den Kindern spielte. Und es fand sich auch immer schnell jemanden, der Kerlchen auf der Treppe folgte. Ein leckeres Wraps-Essen folgte und hier durfte Kerlchen auch etwas Teig abstauben. Und da die Feierei für uns immer noch nicht reichte, kamen Sonntag noch meine Schwiegereltern. Ein erneut entspanntes Beisammensein und eine gute Familienzeit. Wie schön, dass Kerlchen uns solch einen Grund geliefert hat, wenngleich er selbst vermutlich am wenigstens begriffen hat worum es eigentlich ging. Wir freuen uns so sehr, dass er unsere Familie bereichert und sind total gespannt, was uns noch alles erwarten wird. Nun erholen wir uns von der Feierei und planen schon die Nächste, da Krümel im nächsten Monat Geburtstag hat. Unser Kerlchen trägt aktuell häufig seine Matschhose. Unser erster Bub hatte in dem Alter noch nicht einmal eine. Aber wenn Geschwisterkinder da sind, muss das Baby einfach immer mit und somit auch auf diverse Spielplätze. Das Anziehen des Matschanzuges oder des Zweiteilers endet meist in einer Sporteinheit für mich, aber immerhin ist Kerlchen dann gut für feuchtere Witterung gewappnet. Die großen Jungs brauchen einfach Zeit draußen, egal wie das Wetter gerade ist und Kerlchen schläft mittlerweile viel zu wenig tagsüber, um ihn nur im Tuch zu haben. Da er weiterhin größtenteils den Kinderwagen boykottiert, ist das auch keine Option für den Aufenthalt im freien, obwohl der Kinderwagen so einen kuscheligen Lammfellfußsack hat. Er will halt mitmischen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jede Pfütze lockt ihn extrem an und er strahlt freudig, wenn er mit seinen kleinen Händchen drin herumpitschern kann. Egal wie dreckig die Brühe ist, es wird wild darin herumgefuchtelt, bis er von Kopf bis Fuß mit braunen Sprenkeln übersät ist. Duschen finden er weiterhin grausam, aber das eigene Schlammbad ist dem Herrn genehm. Ich bin ja schon froh, dass er gerne draußen ist, nur ist sein Entdeckergeist durchaus anstrengend für mich. Eigentlich darf mein keine Sekunde den Blick abwenden, da er dann schon wieder spezielle Kost in seinen Mund schiebt. Und diese ist selten genießbar. Die Himbeeren heute waren schon eine Ausnahme. Wir haben ein paar Himbeersträucher in unserem Garten, wovon eine Sorte jetzt gerade trägt und da steht er tatsächlich am Zaun und erntet voller Genuss. Ich kann es ja verstehen, bei der leckeren Frucht. Aber zurück zum Matsch. Ein weiterer Nachteil ist, dass man das Kind nach kurzer Zeit schon nicht mehr anfassen kann, ohne selbst gänzlich mit Matsch überzogen zu werden. Dementsprechend ist meine Hose stets mindestens knieabwärts ziemlich schmuddelig. Mittlerweile trägt Kerlchen auch immer häufiger Socken und teilweise auch die Lederschühchen und zum Radfahren sogar schon richtige Schuhe, da seine Füße wiederholt klatschnass waren bei dem miesen Wetter in den letzten Tagen. Ich habe ja nicht alles im Kopf, was die großen Bürder wann gemacht haben, aber beide liefen kurz vor ihrem ersten Geburtstag. Kerlchen ist angezählt ;-) Ich vermute, dass er unser erster Bub wird, der an seinem ersten Geburtstag noch nicht läuft. Er ist nicht ganz so ambitioniert, wie seine Vorgänger. Er läuft schon an Möbeln entlang und immer häufiger sucht er unsere Finger, um mit uns zu laufen, aber alleine bevorzugt er die krabbelnde Fortbewegung. Im Winter läuft er sicherlich. Wäre zumindest praktisch für mich.
Wo ich schon am vergleichen bin. So ein paar Dinge sind beim drittgeborenen Jungen schon anders. Zumindest bei uns. Er hat heute das erste Mal einen Schlafanzug an. Davor habe ich maximal die Hose ausgezogen und ihn dann im Body ins Bett gelegt. Er liegt ja auch immer noch bei mir, weil meine Versuche ihn ans Beistellbett zu gewöhnen eher halbherzig sind. Kerlchen trägt meistens auch kein Lätzchen, da war ich bei den anderen auch immer mehr hinter her. Er isst aber auch keinen Brei, was die Sauerei bisher etwas minimiert. Ich bin generell bei vielem wesentlich entspannter, gerade wenn er alleine loszieht zum Beispiel die Treppe hinauf. Ich habe immer bedarfsorientiert gestillt, aber er darf wirklich zu jeder Zeit, selbst wenn die letzte Stillmahlzeit erst zehn Minuten her ist. Somit haben wir bei ihm bisher generell keine geregelten Mahlzeiten und auch einen Schlafrhythmus gibt es nicht, es wird jeden Tag spontan geguckt wie es passt. Aber geliebt wird er ebenso doll, wie die Brüder. Und die Freude, bei jedem Zahn, der da ist oder bei jeder neuen Fähigkeit, die gelernt wurde ist ebenso riesig. Und sein freundlicher Gesichtsausdruck und sein häufiges Lachen verzaubern mich jeden Tag neu. Er ist so ein kleiner Kerl und bewirkt so viel in unsere Leben. Auch wenn wir schon zwei Kinder haben, ist mit ihm so vieles neu und anders und wieder haben wir so viele Gründe zur Dankbarkeit. Fast jeden Abend danke ich Gott für die drei Jungs, die er so wunderbar gemacht hat und die in unserer Familie aufwachsen dürfen. Im gleichen Atemzug bete ich für ganz viel Geduld um den Familienalltag zu bewältigen aber die unfassbare Liebe zu diesen drei Wesen ist ungebrochen da. Auch in jedem Streit. Eigentlich möchte ich mich nicht beschweren, da wir nun wirklich noch lange schönes sommerliches Wetter hatten und dennoch trifft der Herbststart mich. Die Vorboten sind noch schön und das Kastaniensammeln bringt bei den Spaziergängen auch den Jungs Freude, aber ganz nebenbei kommen auch ganz viele Viren und Bakterien. An jeder Ecke lauern irgendwelche Krankheiten, von einfachen Erkältungen bis zu Scharlach. Puh. Mit Schulkind habe ich noch weniger Lust auf dieses andauernde krank sein, aber ich bin optimistisch, dass es besser wird als letztes Jahr. (Schlimmer geht ja auch irgendwie nicht) Am Wochenende war mein Mann schon ganz schön erkältet, so dass spontan alles umgeplant werden musste und dann fuhr er auf Fortbildung.
Und so begann unser trüber Herbsttag. Bei Regen ging Krümel zur Schule und Knopf und ich radelten zum Kindergarten. Bis auf Kerlchen, der trocken im Anhänger weilte, waren wir alle nass. Ein bisschen Haushalt konnte ich immerhin schaffen, obwohl Kerlchen weiterhin mit seinen Zähnen kämpft. Noch relativ gut gestimmt ging es wieder in den Regen, um den vollkommen mit Matsch überzogenen Knopf abzuholen. Er hatte Waldtag. Ich finde es wirklich toll, dass sie bei jedem Wetter in den Wald gehen, aber eine große Sauerei ist es dennoch. Während Krümel nach dem Essen an seinen Hausaufgaben saß, musste Knopf schon mehrfach zur Ruhe ermahnt werden. Dennoch gab es danach ein paar Kapitel vom Drachen Kokosnuss, da sich Krümel das Buch in der Bücherei in der Schule ausgeliehen hatte. Dann wurde gespielt und gezankt, gehauen und geschubst. Ein Blick nach draußen verriet, dass der Regen sehr ausdauernd war. Der Versuch eine Familie in der Nachbarschaft zu besuchen scheiterte an deren Abwesenheit. Was nun? Wir hatten schon 20 Minuten gebraucht um überhaupt raus zu kommen, da es eine Eskalation mit dem Mittleren gab. Mir wurden die wildesten Sachen angedroht und ich wurde aufgefordert mich zu entschuldigen. Wie kam es zu dem Streit? Ich hatte zum hundertsten Mal gesagt, dass er Kerlchen nicht tragen solle. Es sind manchmal die kleinen Auslöser, die viel bewirken können. Das Thema „Entschuldigung“ hatten wir auch ganz intensiv in den letzten Tagen. Ich hatte mit ihm den Wert einer Entschuldigung ergründet, und dass man sie nicht erzwingen kann und sie ernst gemeint sein sollte. Nunja, mit Kindern lernt man definitiv, dass alles oft wiederholt werden muss. Nun waren wir also draußen und die Gemüter einigermaßen ruhig, drum schlug ich vor, den Bäcker aufzusuchen, da ich noch ein paar Münzen in meiner Jackentasche hatte. Erneut vollkommen durchgeregnet kamen wir wieder Zuhause an und hatten eine recht harmonische Teepause mit schlafenden Kerlchen. Ich erbat mir etwas Ruhe, um meinen Tee zu trinken und um Kraft für den restlichen Tag zu sammeln. Aber länger als drei Minuten hielt diese Ruhe nie. Eine Eskalation folgte der nächsten. Es wurde wieder geschrien, gehauen und getreten und ich fragte mich, warum ausgerechnet an solch einem Tag eine Fortbildung mit Übernachtung sein muss. Um erneut etwas ruhiger zu werden las ich das gesamte Buch von Kokosnuss. Nach dem Abendessen spielen die Jungs meistens recht schön miteinander. An diesem Tag natürlich nicht. Und so folgte weiterer Streit und erneutes Eingreifen meinerseits und trennen der beiden. Ich war heilfroh, als endlich die großen Jungs im Bett lagen und Kerlchen im Tuch war. Aber zu früh gefreut. Es entbrannte noch die allabendliche Diskussion über die Flurbeleuchtung während der Schlafenszeit. Vollkommen mürbe wollte ich schon das Haus verlassen. Doch dann kehrte Einsicht ein. Wir umarmten uns, sprachen miteinander und ganz schnell schliefen sie. Nachdem wir uns versprochen hatten, am nächsten Tag etwas mehr die Ruhe zu bewahren. Je mehr Mitglieder eine Familie aufweist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eine Person schlechte Laune hat. Meine Weisheit des Tages ;-) Kommt noch schlechtes Wetter hinzu, ist der Tag quasi verloren. Aber so ist der Herbst nicht ausschließlich. Wir können basteln und lesen, friedlich spielen und Lego bauen. Zumindest so lange Kerlchen nicht direkt wieder alles zerstört. Und plötzlich haben wir Oktober und somit haben wir Kerlchens Geburtsmonat erreicht. Sein erstes Lebensjahr neigt sich dem Ende zu und der Geburtstag naht. Beim ersten Geburtstag spare ich mir die akribische Planung eines Kindergeburtstages und dennoch soll gefeiert werden. Die ersten Fragen nach Geburtstagswünschen trudeln ein und das Nachdenken beginnt. Was braucht ein Einjähriger, der zwei ältere Brüder hat? Aber ganz ohne Geschenke geht es nicht, denn das fordern die Brüder schon ein. Bei den ersten beiden, gab es von uns jeweils ein schönes Buch. Mal schauen, was mir jetzt noch einfällt. Ideen gerne zu mir ;-) Außerdem fällt Kerlchens Geburtstag in die Herbstferien und die sind noch immer nicht geplant. Wollen wir noch wegfahren? Sind wir an Kerlchens Geburtstag überhaupt Zuhause? Ein Kurztrip steht fest, aber was steht sonst an? Welches Gartenprojekt wollen wir umsetzen? Und wieder öffnet sich ein weiterer Tab in meinem Kopf, der sich mit diesen Fragen beschäftigt. Bzw. sind es ganz viele. Einer für die Materialbeschaffung, einer für Kerlchens Fest, einer schon mal für Krümels Geburtstag im November….ich höre lieber auf mit der Aufzählung, sonst steht hier gleich meine komplette To-Do-Liste.
Kerlchen ist groß geworden. Ach wie habe ich es früher gehasst, wenn es jemand zu mir gesagt hat und nun erwische ich mich selbst dabei. Gerade am Wochenende habe ich nach Jahren mein mittlerweile 20-jähriges Patenkind getroffen und konnte mir den Satz nicht verkneifen. Aber zwei Meter sind auch wirklich groß. Als Baby hat er auf meinem Arm geschlafen und nun überragt er mich, so dass er sich noch zur Umarmung bücken muss, obwohl ich auf Zehenspitzen stehe. So groß ist Kerlchen noch nicht und dennoch bin ich überrascht, wie schnell er einfach wächst. Er kann schon so viel und mittlerweile erkennen wir immer mehr seinen durchweg fröhlichen Charakter.Vor ein paar Tagen habe ich ihn abends nochmal auf mir schlafen lassen, während ich gelesen habe. Ich habe diese intensive Nähe sehr bewusst genossen und mich gefragt, wie lange das wohl noch geht. Der Prozess des Loslassens beginnt schon und ich verabschiede mich von einigen Dingen, die wir vermutlich nicht mehr erleben werden. Wenn Kerlchen wirklich unser letzter Bub ist, dann ist es das letzte Mal, dass wir ein Baby so intensiv erleben dürfen. Unabhängig davon habe ich mir vorgenommen voll und ganz im hier und jetzt zu leben. Das aktuelle Leben maximal schön zu gestalten und nicht stets auf irgendetwas zu Warten. Wir wissen nicht was die Zukunft bringt und wir haben nicht die Garantie auf ein langes und sorgloses Leben. Ich bin dankbar für jetzt und heute und kann diese Haltung nur empfehlen. Das war mal wieder eine volle Woche, daher auch erst jetzt mein Bericht dazu. Am Wochenende hatten wir einen großen Flohmarkt in unserer Gemeinde bei dem ich erstmalig im Organisationsteam war. Ein Flohmarkt, der sich über das gesamte Gemeindehaus erstreckte und Platz für die Ware von 65 Verkäufern bot. Diese brachten ihre Sachen und diese wurden nach kategorisiert und nach Größe sortiert angeboten. Ein Traum für jeden Einkäufer, da man schnell und unkompliziert einkaufen kann. Ich musste nur einen Tisch ansteuern um beispielsweise sämtliche Kleidung in Größe 134 durchzugucken. Der Komfort für die Käufer und auch Verkäufer, da diese nicht stundenlang hinter einem Stand stehen müssen, birgt sehr viel Arbeit. Vorher, nachher und auch währenddessen. Somit war ich jeden Vormittag mit Kerlchen vor Ort um Möbel zu platzieren und Pläne zu durchdenken, nach vier Jahren coronabedingter Flohmarktpause ein kompliziertes Unterfangen. Die Infrastruktur muss wiederbelebt werden. Freitag und Samstag habe ich dann jeweils 11 Stunden vor Ort gemeinsam mit Kerlchen verbracht. Er war natürlich der heimliche Star dieses Events und das auch vollkommen zurecht. Kerlchens Devise war wohl „mittendrin statt nur dabei“ er inspizierte alles ganz genau. Saß in diversen Kisten und Kartons und entfernte auch das ein oder andere Schild. Und dennoch freuten sich alle an diesem kleinen fröhlichen Kerl, der einfach dabei ist. Hin und wieder eine Brei, Snack oder Stillpause und mal ein Schläfchen im Tuch, wobei er diese auch zeitlich gut platziert hielt, so dass er zum Verkaufsstart und Aufräumstart jeweils ruhte. Ereignisreiche Tage aber es hat sich gelohnt, denn das Feedback war durchweg positiv. Mir wurde allgemein eine gute Erholung gewünscht nach dem Stress, aber ehrlich gesagt hat mich der einzelne Tag zumindest körperlich nicht mehr gestresst, als ein Tag mit unseren drei Buben Zuhause. Es ist eine andere Anstrengung und mal eine, die offensiv gewertschätzt wird bzw. bei der man abends auch sieht, was man den ganzen Tag über geschafft hat.
Am Sonntag wurde Kerlchen dann im Familiengottesdienst gesegnet und wir hatten eine kleine Familienfeier bei uns im Garten und das bei traumhaftem Wetter mitten im September. Zeit für Gespräche und Austausch zum Spielen und Genießen. Eine Wohltat für das Gemüt und Kerlchen war auch rundum zufrieden. Aktuell verbringt er sehr gerne Zeit im Sandkasten und hat dabei auch wirklich Ausdauer. Um Mitarbeiter des Monats zu werden reicht dies natürlich nicht, also darf er mich in dieser Woche zu drei Elternabenden begleiten. Zwei davon haben wir schon hinter uns gebracht und Kerlchen macht das echt gut. Anfangs drehe ich noch meine Runden bis er im Tuch schläft, nach einiger Zeit folgt dann eine Stillpause und mal ruht er dann weiter auf einem Arm oder er macht große Augen und hört aufmerksam zu. Verzückt nebenbei noch die anderen Anwesenden, da er in den passenden Momenten ausgiebig gähnt, den Kopf schüttelt oder winkt. Am Ende des Abends wird er gelobt, wie toll er das doch macht und dass er bald auch gewählt wird. Kritik wäre hierbei auch unangebracht, denn dann würde ich mich gezwungen fühlen, das Amt der Elternsprecherin direkt wieder niederzulegen. Ehrenamt mit Kleinkinder und Babys ist nicht unbedingt einfach und dennoch finde ich es so wichtig, dass wir uns in unserem Umfeld einbringen, denn nur so ist es uns möglich auch etwas zu bewirken. Somit küre ich Kerlchen nun zum Mitarbeiter des Monats, da er so viele Besprechungen und Termine durchgestanden hat. Nun darf er sich gleich mehrfach erholen. Von dem Stress, seinem Schnupfen und der Impfung gestern. Unser Leben ist im ständigen Wandel. Permanent gibt es Veränderungen. Große und kleine, gewollte und ungewollte, positive und negative. Immer wieder müssen wir unseren Alltag an neue Begebenheiten anpassen. Kerlchen wird von Tag zu Tag mobiler und seine Reichweite erweitert sich stetig, was wiederum permanente Aufmerksamkeit unsererseits fordert. Denn was gestern noch unerreichbar war, ist schon heute in seinen kleinen Händen und wo er gestern noch staunend vor unserem Kaminsims stand, krabbelt er heute schon rauf und winkt. Das Winken ist eine seiner neuen Kompetenzen und wird fleißig eingesetzt. Oftmals mit beiden Händen gleichzeitig und in diverse Richtungen und dabei natürlich ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Und schon weitet sich mein Mamaherz. Beim letzten Fußballspiel unseres Krümels standen die Spieler auf dem Rasen und winkten den Zuschauern zu und prompt winkte Kerlchen eifrig zurück ich war ganz verzückt und auch die anderen Mamas am Spielfeldrand mussten lächeln. Wie einfach wir doch zu begeistern sind. Nun wird gewinkt was das Zeug hält. Krabbelt Kerlchen unsere Treppe hoch, hält er auf jeder Stufe inne, dreht sich um und winkt. Und wenn wir ihn ermahnen, grinst er frech und winkt, als würde er schon genau wissen, wie charmant er dabei ist und man ihm so nicht böse sein kann. Besonders groß ist die Freude bei Kerlchen, wenn seine Brüder nach Hause kommen, da lacht er sofort und fängt an zu zappeln. Dabei sind wir schon direkt bei einer weiteren Fähigkeit. Kerlchen bewegt sich nun aktiv zur Musik. Ob bei einem gesungenen Lied, Radiomusik oder Musik im Gottesdienst, Kerlchen kann seine Hüfte nicht ruhig halten und wippt im Takt.
Unsere letzte Woche war turbulent und spannend, da Krümels Lehrerin krank war und unsicher war, wie es denn weitergeht. Wir dachten, dass wir die Veränderung mit der Einschulung vorerst abgeschlossen hätten und wurden eines besseren belehrt. Während Krümel ganz entspannt blieb, spielte sich in meinem Kopf eine Menge ab und das zusätzlich zum Alltagsstress und der aktuellen Flohmarktplanung, in die ich involviert bin. Ich merke auf jeden Fall, dass wenn mein Kopf so überfüllt ist mit Gedanken und teilweise auch Sorgen, dann kann ich nicht so viel Stress in der Familie abfangen. Ich bin unausgeglichener und angespannter. Bei kleinen Streitereien kann ich mich schon kaum beherrschen und so ist die Grundstimmung im Haus gereizt. Für die Kinder vermutlich schwer nachzuvollziehen warum ich an verschiedenen Tagen so unterschiedlich auf vermeintlich gleiche Situationen reagiere. Selbst für mich ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wie soll es jemand können, der nicht in meinen Kopf gucken kann? Das erinnert mich wieder daran, dass auch in den Köpfen meiner Söhne viel mehr los ist, als ich von außen sehen kann. Welche Gedanken schwirren da herum? Welche Ängste begleiten sie? Welche Veränderungen machen Ihnen zu schaffen? Und was von alledem können sie gar nicht in Worte fassen und mit uns teilen. Ich wunder mich dann nur, warum die Zündschnur so kurz ist und aktuell viele vermeintliche Kleinigkeiten zu großen Eskalationen führen. Ich sollte mich selbst immer wieder daran erinnern, dass bei jedem einzelnen viel los ist und jeder unterschiedlich damit umgeht. Kerlchen plagen gerade die Zähne und er kann sich nun wirklich ncoh gar nicht ausdrücken und verständlich machen, was ihm gerade helfen würde. Also versuche ich es weiterhin jeden Morgen neu mit ganz viel Verständnis aufzustehen und besonders viel Liebe, Geduld und Humor. Lachen tut einfach gut. Letzte Woche berichtete ich von dem überall herrschendem Chaos und der Schwierigkeit den Alltag mit drei Kindern nebenbei zu bestreiten. Und da wir langweilig nicht mögen, haben wir mitten in diesem Chaos angefangen intern Zimmer zu tauschen. Unser Großer war nun bereit wieder alleine zu schlafen. Bzw. es zu versuchen. Und da die ganze Zimmeraufteilung im oberen Geschoss zuletzt nicht ganz optimal war, feilten wir an einer guten Lösung für alle. Unser Familienrat tagte zum ersten Mal und der Beschluss war gefasst, dass unser Schlafzimmer in das bisherige Gästezimmer wandert und Krümels Hochbett doch ein bodennahes Bett wird. Logistisch sind diese internen Umzüge immer sehr herausfordernd, da an ja auch nicht alle Teile tausendfach anfassen möchte. Wie gut, dass sich mein Schwiegervater zu Besuch und zur gleichzeitigen Unterstützung angemeldet hatte. Kaum war er da, schleppten wir das Gästesofa in unser Minizimmer, in dem weiterhin unser Kleiderschrank beheimatet ist. Zukünftig ist es wohl ein Ruheraum zum Bücher lesen und puzzeln und ein Schlafplatz für kommende Gäste. Dann folgte der Abbau unseres Ehebettes. Darin sind wir mittlerweile geübt, da es alleine in diesem Haus nun das dritte Zimmer ist, in dem wir schlafen werden. Zwischendurch ein paar Stunden auf dem Fußballplatz verbracht, damit abends nochmal etwas Hektik aufkommt und jeder einen passenden Schlafplatz hat. Für Kerlchen haben wir ein kleines Bett aus unserem Fundus aufgebaut, welches allerdings noch eine neue Matratze benötigt. Auch Knopf hat nun wieder mehr Platz, da Kerlchens Kommode nun nicht mehr in seinem Zimmer beheimatet ist. So profitieren wenigstens alle Familienmitglieder von dieser Räumaktion.
Die erste Nacht, die wir nicht auf einer Ebene verbracht haben, war durchaus etwas komisch. Mein Mann und ich lagen spät im Bett und fragten uns, ob es gut ist, so weit weg zu sein von den großen Buben. Aber alle Türen sind offen und wir hören ihr Rufen bis in unser neues Schlafzimmer. Und dennoch halte ich zwischendurch beim nächtlichen Stillen den Atem an um zu horchen, ob von oben Geräusche zu vernehmen sind. Am nächsten Morgen kommen beide Jungs zu uns herunter und wir haben gemeinsame Familienzeit und ich bin überrascht, wie viel besser ich schlafen kann, wenn ich nicht noch dauernd von weiteren Schlafgeräuschen der Jungs geweckt werde. In den nächsten Nächten braucht unser Krümel noch etwas Zuspruch und ganz viel Sicherheit, aber ich denke, dass es für ihn auch immer leichter wird. Ein neuer Abschnitt für uns Eltern. Und meine Gedanken, was sie vielleicht für Blödsinn machen, wenn sie alleine oben sind, sind auch überflüssig, da sie ihren Unfug nicht nur auf die Schlafenszeit begrenzen. Die kleinsten Zeitfenster reichen dafür aus. Während ich eben Kerlchen im Tuch hatte und dabei war kurz in der Mittagspause diesen Beitrag zu erfassen, eskalierte es schon wieder und neue Spuren von Kugelschreibern zieren nun die Wände. Da wird wohl noch einiges auf uns zu kommen. Ich bin schon froh, wenn keines unserer Kinder dabei zu schaden kommt. Oder zumindest nicht ernsthaft verletzt wird, da die ein oder andere Beule und Wunde wohl nicht gänzlich zu verhindern sind. Geschwisterliebe eben. Nun begebe ich mich schnell hoch und schaue warum nun gerade welches Kind weint. Vermutlich wiederhole ich mich, wenn ich hier anbringe, dass bei uns Chaos herrscht. Verliert man als Familie einmal die Grundordnung, dann ist es mühsam sie erneut zu erlangen. Typisch für die heutige Gesellschaft, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich versuche alles zu optimieren. Den Haushalt, die Erziehung und auch mich, aber das ist ein eigenes Thema. Ich bemühe mich in Routinen zu finden, die mir das Erhalten von Ordnung erleichtern. Aber wie das mit Kindern so ist, scheitere ich spätestens nach drei Tagen, da ein Kind krank ist oder eine andere ungeplante Änderung in unserem Leben eintritt. Obwohl ich nun schon fernab von jedem Perfektionismus im Haushalt bin, sind manche Aufgaben nun mal notwendig. Einer meiner größten Feinde ist dabei der Abwasch. Ja, ich habe eine Spülmaschine, und dennoch gibt es immer eine kleine Menge zum Abwaschen. Und diese Menge steigert sich über die Tage zu einem fast unerreichbaren Berg. Ein Berg, den ich ständig erblicke und dennoch nicht gegen ankomme. Zeit ist eh Mangelware und Zeit ohne bzw. mit schlafendem Kerlchen noch mehr. Schläft er in der Trage ist es auch ein Ding der Unmöglichkeit vorgebeugt zu stehen, zumindest wenn ich noch ein paar Tage einen intakten Rücken behalten will. Somit bleibt mein optimistisches Ziel, die Küche jeden Abend sauber zu haben aktuell noch in weiter Ferne. Aber auch die Tätigkeiten, die mit Krabbelkind im Haushalt machbar wären, kommen auf die lange Bank, damit zumindest die elendigen Wäscheberge stetig abgearbeitet werden können. Im krümeligen Haus rumlaufen ist unschön, aber machbar, die Kinder nackt in die Schule und den Kindergarten zu geben eher undenkbar. Und auch hierbei hängt Kerlchen ständig an meinem Hosenbein oder zupft die gerade hängenden Socken direkt wieder ab. Immerhin ermöglicht unsere große Schiebetür ein Aufhängen drinnen und Trocknen draußen. Obwohl der Transfer hierbei sehr schnell geschehen muss, da mit dem Geräusch der sich öffnenden Schiebetür direkt auch der massiv ausgeprägte Fluchtinstinkt unseres Jüngsten zum Vorschein kommt. Es zieht ihn jederzeit nach draußen und dort inspiziert er jede Pflanze auf eine etwas grobe Art. Immerhin ist es aktuell möglich ein paar Minuten im Sandkasten zu sitzen, ohne das sämtlicher Sand den Verdauungstrakt von Kerlchen erreicht. Ja, wir freuen uns an den kleinen Dingen. Heute ist Knopf auch zu Hause, da wir mitten am Vormittag einen Termin haben, und diesen Vormittag wollte ich nutzen um sein Kinderzimmer mal wieder in Ordnung zu bringen. Wenngleich mir klar ist, dass fünf Minuten nach beendigen der Aufräumaktion direkt wieder Chaos ausbricht. So realistisch bin ich mittlerweile dann doch. Vielleicht wäre der Ansatz immer mal einzelne Kisten in den Keller zu verfrachten doch gar nicht so schlecht. Dies würde aber bedeuten, dass der Keller wieder begehbar sein müsste. Ach, eine weitere Baustelle die dort auf mich wartet. Während mein Mann also die Wochen bis zu den ersehnten Ferien zählt, zähle ich die Wochen bis zur ersehnten Ordnung. Ich hoffe, dass mir dann nicht die fehlende Motivation einen Strich durch die Rechnung macht. ;-)
Aktuell fühlt es sich so an, als wäre mein Gehirn ein Sieb. Dieses faszinierende Organ, das zu so unfassbaren Leistungen in der Lage ist, scheint gerade auf Sparflamme zu laufen. Ich muss zugeben, dass ich ihm gerade auch viel abverlange. Es sind so viele Gedanken in meinem Kopf und dafür viel zu wenig Schlaf und Ruhe. Und dennoch läuft es gerade auf Hochtouren, auch wenn ich es nicht so wahrnehme. Ich stille noch viel und das verlangt viel von meinem Körper. Leicht tun wir dies mit einem Lächeln als Stilldemenz ab, aber da ist mehr dran. Und mir fällt diese Zeit immer etwas schwer, da ich mir sonst ziemlich gut Dinge merken kann und Termine und Geburtstage zum Beispiel gut im Kopf habe. Wenn ich etwas zusage, dann halte ich es auch und jetzt ertappe ich mich dabei, wie ich hier einen Rückruf und da eine Mail vergesse. Mir wird meistens viel Verständnis entgegengebracht und dennoch finde ich es schwer auszuhalten, dass nicht alles so läuft wie sonst auch. Ich bin eh ein Freund von Listen, doch nun nehmen sie ein großes Ausmaß an, da ich mir jede Kleinigkeit notiere um sie bloß nicht zu vergessen. Obwohl ich so viel notiere, fliegen diese Dinge auch irgendwo in meinem Gehirn herum. Ich würde mich mit einem Internetbrowser vergleichen, der ganz viele geöffnete Tabs hat. Für jedes Familienmitglied ist ein Fenster im Hintergrund geöffnet und dann noch die zusätzlichen Dinge der Ehrenämter oder im Bezug auf Haushalt und Arbeiten, die am Haus gemacht werden sollten. Und dann flattern noch Briefe ins Haus, die bearbeitet werden möchten oder der Abgabetermin der Steuererklärung rückt stetig näher. Achja und die Bücher müssten auch langsam zurück in die Bücherei, mal sehen wann sich ein Zeitfenster findet, dass mir passt und in dem auch die Bücherei offen hat. Je mehr Kinder es werden umso mehr Termine gilt es unter einen Hut zu bringen. Angefangen bei Schule und Kindergarten über den Kinderarzt und Logopädie etc. bis hin zu irgendwelchen Hobbys und Verabredungen. Langsam artet es zu einem richtigen Managerjob aus. Ich würde mal pauschal sagen, dass mir organisieren und planen leicht fällt und dennoch überkommt mich manchmal die Panik, dass ich etwas wesentliches vergessen habe. Da liegt plötzlich so eine große Verantwortung bei mir. Haben meine Kinder Essen und Trinken mit ? Hat Krümel die richtigen Unterlagen für die Schule im Ranzen und gegebenenfalls das Sportzeug? Hat jedes Kind alle Impfungen und U-Termine? Wann steht welcher Elternabend an? Und trotz allem mache ich es gerne. Überlege gern, wie wir alles unter einen Hut bekommen.
Und dann gibt es noch das Vergessen in Bezug auf die Entwicklung von Kerlchen. Immer wieder merke ich, dass ich schon wieder vergessen habe, wie die Kleinen sind, wenn sie Zähne bekommen oder Krabbeln etc. Vergessen oder Verdrängen? Was es auch ist, sobald man wieder drin steckt, kommt die Erinnerung zurück. Kerlchen möchte nicht mehr im Kinderwagen chauffiert werden. Am liebsten würde er währen der Fahrt aussteigen, was ich natürlich unterbinde. Dies wiederum trägt nicht zur guten Laune bei. Also entweder trage ich ihn, oder er steht risikoreich im Kinderwagen oder er schreit, da er angeschnallt ist. Dieses permanente sehr aktive Aufpassen ist auch anstrengend. Ständig der Blick, ob Kerlchen nicht doch wieder irgendetwas Verbotenes gefunden hat, um es in den Mund zu stecken oder das sofortige Scannen eines Raumes beim Betreten um direkt alle Steckdosen zu orten und andere Gefahrenquellen auszumachen. Ich finde es ist eine richtig anstrengende Zeit, da ich so sehr aufmerksam sein muss. Aber zweimal haben wir es geschafft, dann schaffen wir es auch noch einmal hoffentlich ohne Zwischenfälle. |
Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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